Leben des Galilei

Grundlagen

Episches Theater nach Brecht

Ziel ist nicht die Einfühlung (Identifikation) des Zuschauers in die Figuren und Handlung, sondern die Aktivierung des Zuschauers zu kritischem Denken und zum Erkennen der Veränderbarkeit der Gesellschaft. Der Zuschauer soll nicht in Illusion verfallen, sondern über das Gesehene nachdenken.

Mittel des Epischen Theaters:

Handlung im Überblick

  1. Venedig (Bild 1-3): Galilei lehrt in ärmlichen Verhältnissen und beweist mit dem neu erfundenen Fernrohr (das er opportunistisch als seine Erfindung ausgibt, obwohl er es nachgebaut hat) das kopernikanische Weltbild (Heliozentrismus). Er glaubt an die Macht der Vernunft und der Beweisführung.
  2. Florenz (Bild 4-6): Galilei zieht nach Florenz an den Hof des Medici und setzt seine Forschungen fort. Er stellt seine Erkenntnisse den Wissenschaftlern vor, die sich aber weigern, durch das Fernrohr zu blicken. Die Kirche beginnt, seine Lehren als Ketzerei zu betrachten.
  3. Rom (Bild 7-9): Galilei reist nach Rom, um seine Lehren zu verteidigen. Er trifft auf den Papst und Kardinäle, die seine Theorien widerlegen wollen. Er wird gezwungen, das kopernikanische Weltbild abzuschwören, um eine Verurteilung zu vermeiden. Der Papst (Kardinal Barberini) hat Sympathien für Galilei, beugt sich aber dem Druck der Inquisition.
  4. Inquisition (Bild 10-13): Galilei wird von der Inquisition verhört und gefoltert. Er widerruft seine Lehren öffentlich, um der Todesstrafe zu entgehen. Dieser Widerruf ist der zentrale Wendepunkt des Stücks und die Quelle der Kontroverse um Galileis Charakter.
  5. Nach dem Widerruf (Bild 14-15): Galilei lebt unter Hausarrest, blind und gebrechlich. Er schreibt jedoch heimlich seine "Discorsi" – ein Werk, das die Grundlagen der modernen Physik legt und damit die neue Wissenschaft sichert. Sein ehemaliger Schüler Andrea schmuggelt das Manuskript über die Grenze. Galilei ist desillusioniert über seinen Widerruf, sieht sich als Verräter an der Wissenschaft, ermöglicht aber gleichzeitig deren Fortbestand.

Zentrale Figuren

Konflikte

Deutung: Held oder Verräter?

Dies ist die zentrale Frage des Dramas und wird von Brecht bewusst ambivalent gehalten, um das Publikum zum Nachdenken anzuregen.

Verbindungen zu anderen Werken: